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Mein Chinaböller: Vom Versuch, einem Mysterium des Billigen auf den Grund zu gehen – inklusive Momenten zu #mypieceoftime

Die Namen sind so grausam: Billiguhren… China-Ramsch… No-Name-Brands… Hongkong-Import… Chinaböller… Schon vom Lesen bekommt man das Gefühl verbrannter Finger. Doch dann stolpert man über Designwürfe, die einen sprachlos und unsagbar neugierig machen, wie bei diesem Modell, das beim ersten Anschauen einen derartig starken #mypieceoftime Moment auslöst, dass es als Kontrast wert scheint hier besprochen zu werden – wenn auch als humoristischer Beitrag.

#mypieceoftime-chinaboeller-einstiegsbild

Die erste Überraschung meines Chinaböllers

Wie das so ist mit Chinesischen/Fernost-Uhren (etwas abwertender: Chinaböller* (*Affiliate-Link)) und verwandten Artikeln: es ist schwierig überhaupt den Hersteller herauszufinden, wenn der Vertrieb über gleich mehrere Handelshäuser ebendort läuft, die womöglich noch im Hinterhof eine Fabrik unterhalten.

Ich weiß nicht, welche ‚Marke‘ diese Uhr herstellt und ob es überhaupt eine dahinter gibt, oder sie jeder in Lizenz bekommt, der dafür bezahlt. Egal.

Ich sah sie in einem Online-Auktionshaus und war aus zwei Gründen baff: das ungewöhnliche Aussehen und der irrsinnige Preis von 3,38 Euro mit Versand vom anderen Ende der Welt. Ich wollte daher ein Experiment eingehen und bestellte die Uhr, ohne freilich etwas von Wert zu erwarten.

So, das war mein erster Moment mit „my Piece of Time“ und der nächste kam, als das Ding bei mir im Briefkasten eintraf, mit exotisch beschrifteter Umverpackung und einem grünen Aufkleber vom Deutschen Zoll über eine Zollbefreiung. Es lohnte sich für die Jungs einfach nicht. Für mich aber irgendwie schon. Ich entdeckte mittlerweile dieses Modell auf Amazon von mehreren Anbietern in einer Preisspanne zwischen knapp 20 bis beinahe 60 Euro (!) und in anderen Varianten als schwarz.

#mypieceoftime-chinaboeller-hochkant

Die zweite Überraschung – nochmals positiv

Diese Uhr* (*Affiliate-Link) überrascht nicht nur durch ihr Aussehen, sie fühlt sich auch überraschend schwer an, was ihr eine ‚wertige‘ Anmutung verschafft.

Der Chinaböller besteht keinesfalls aus Plastik wie erwartet. Ihr unmarkierter Boden ist aus gebürstetem Edelstahl, vorn liegt eindeutig gekurvtes Glas eingelassen, eingefasst von einem schwarz glänzenden, beinahe massiven Metallrahmen, der sich leicht gewölbt und 42mm breit dem Rund eines Armgelenks anpasst und den Übergang zum Armband vollendet. Dieses ist recht starr und materialtechnisch nicht eindeutig definierbar, entweder besteht es aus kautschukähnlichem Kunststoff oder kunststoffähnlichem Kautschuk in 22mm Breite, die Oberfläche dieses Band ist gitterartig strukturiert und verbreitert sich zum Gehäuse hin. Geschlossen wird es mit einer Metalldornschließe. Der Witz beginnt erst bei Betrachtung des Zifferblattes, wenn man das so nennen will, und der Entdeckung der eigentlichen Funktionsweise.

Außen hui… aber was ist innen?

Hand aufs Herz: dieses Design pusht die Erwartungen hoch, so hoch wie die Nadel auf dem unteren tachoartigen Anzeigefeld weist. Es ist den analogen Anzeigen eines Auto-Cockpits nachempfunden. In der oberen rechten Ecke sehen wir eine Rundskala bis ‚Zwölf‘, als zu zwei Dritteln aufgespanntem Kreis, der sein ausgeblendetes Drittel einer anderen Halbkreisskala auf der unteren Hälfte des fassförmigen Glasfensters überlassen muss. Beide besitzen rote Zeiger, die mysteriöserweise immer an derselben Stelle verharren, wo man doch ein Auf und Ab erwarten würde, wie bei den Tacho- und Drehzahlnadeln im Auto.

Den verbliebenen Raum links oben hat das Design mit zwei kleineren Kreisausschnittsskalen gefüllt, die an Tankanzeige und vielleicht Amperemeter zum Zustand des Bordstromnetzes erinnern, mit kleinen blauen Nadeln versehen.

Zuletzt bleibt noch eine Reihe von vier Zahlenfeldern zu erwähnen, die in der Art eines Kilometerzählers unter dem ‚Tacho‘-Feld sitzt.

Aber was zeigen diese Nadeln und Cockpitanzeigen an? Wie liest man die Uhr ab? Die Erklärung kommt erst mit Druck auf einen der beiden Druckknöpfe auf der rechten Seite des Gehäuses. Ich will gleich vorausschicken, dass keine Bedienungsanleitung mitkam, um die Geheimnisse dieses rasant aussehenden Uhrencockpits zu enthüllen. Der Besitzer muss es sich selbst erschließen, inklusive des Einstellens der Uhr. Nehmen wir das als Denksportaufgabe an: noch ein „my Piece of Time“ Moment.

#mypieceoftime-chinaboeller-seitlich

Weiße, blaue und grüne LEDs sind der Lösung Rätsel…

Die Cockpitnadeln und Teile der Beschriftung, insbesondere die obere der kleinen Skalen links, sind ohne Funktion. Reine Deko!

Per Druck auf den Knopf erhält man nach einem Durchlaufgeblinke von LEDs für wenige Sekunden eine Anzahl Leuchtfelder entlang der beiden Hauptskalen und im ‚Kilometerzähler‘ (in dieser Reihenfolge) angezeigt, die die Skalen-Werte aufleuchten lassen und welche auf den Kreisskalen (und ‚Kilometerstand‘) zusammenzusuchen und zu addieren sind.

Können wir uns ein komplizierteres Verfahren vorstellen, zu einer Zeiteinschätzung zu kommen? Eigentlich nicht.

Ein zweiter Druck auf den Knopf enthüllt auch ein Datum, verschlüsselt in LED-Anzeigefeldern. Wer glücklich ist, kann es entziffern.

Für die Tageszeit gilt: (1) obere Skala: Stunden leuchten in weiß auf. (2) Untere Skala: Minuten in Fünferschritten aufgespannt leuchten blau auf. (3) ‚Kilometerzähler‘: ein bis vier Minuten sind dem abgelesenen Wert auf vorgenannter Skala, falls leuchtend, hinzuzuzählen. Also erhalten wir für beispielsweise 14:38 Uhr: eine Zwei oben, Fünfunddreißig unten, plus drei Felder von vieren im ‚Kilometerzähler‘.

Die untere der beiden kleineren Zusatzskalen links liefert dazu treuherzig ein leuchtendes blaues ‚PM‘, falls es eine Nachmittagszeit ist, ansonsten wird es wohl Vormittag sein. Wollen wir ein Datum herausfinden, drücken wir zweimal auf den oberen Seitenknopf und lesen begeistert in grün ‚Date‘ unter der Nadel des oberen Feldes und einige Zahlen, die als Monat (oben) und Tag (unten) interpretiert werden können – der Tag wiederum addititv zusammengesetzt aus zwei Werten.

Also, wenn das kein „Conversation Piece of Time“ ist, weiß ich auch nicht, was das Ganze soll.

#mypieceoftime – Der Link zum chinesischem Miraculum

Ob sie nun dieses einzigartige Stück für 5 oder 60 Euro bestellen wollen, bleibt ganz Ihnen überlassen. Unzählige Händler bieten die hier vorgestellte Armbanduhr* (*Affiliate-Link), deren Name und Marke schlicht nicht nachzuvollziehen sind, zu gewürfelten Preisen an.

Über den unten stehenden Link können Sie sich diese Blender-Produkte ansehen, wenn Sie genügend Mut für ein Experiment besitzen und sich den Umgang herleiten können. Leider lassen zahlreiche Amazon Bewertungen darauf schließen, dass dies häufig genug nicht der Fall ist.

(*Affiliate-Link)

Über den Autor

Volker Trauth

Volker ist unser Mann der wohl gewählten Worte und ausdrucksstarken Uhren-Texte. Er berichtet exklusiv bei luxusuhren-test.de von seinen Zeitmessern.

#mypieceoftime location – 51°16’45.5″N 12°43’58.0″E

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